Der Cineast - mehr als nur ein Filmfan

Als Cineasten bezeichnet man eine Person, deren Liebe fürs Kino, den Film und teilweise fürs Fernsehen weit über das übliche Maß hinausreicht. Echte Cineasten kennen sich nicht nur mit den Inhalten von Filmproduktionen und der Geschichte der Filmindustrie hervorragend aus, sondern sind auch in der Lage, Auskunft über die Biografien von Schauspielern sowie über die technische Entwicklung des Kinos zu geben. Bis vor einigen Jahren wurden anspruchsvolle Filmemacher und kenntnisreiche, renommierte Filmkritiker als Cineasten bezeichnet. Dies ist heute nur noch in Frankreich üblich, wo Filmregisseure nach wie vor den Beinamen "cinéaste" tragen. Allerdings gibt es nach wie vor Filmemacher, die Wert darauf legen, als Cineasten-Filmemacher zu gelten, d. h. als stilistisch anspruchsvoller Filmemacher mit weitreichenden Kenntnissen und tiefer Verwurzelung in der Film- und Kinogeschichte.

Film & Kino der 50er Jahre: die ersten Cineasten

Die Geschichte des Begriffs Cineast begann in den 1920er Jahren, als der französische Filmkritiker, Regisseur, Filmtheoretiker und Drehbuchautor Louis Delluc nach einem Wort suchte, das den Unterschied zwischen dem kommerziell ausgerichteten Filmwesen und dem Kino mit hohem künstlerischen Wert verdeutlichen sollte. In den 50er Jahren fand der französische Begriff "cinéaste" schließlich Eingang in den deutschen Sprachgebrauch. Maßgeblich für die Unterscheidung zwischen einem bloßen Filmkonsumenten und einem Cineasten ist die Bereitschaft und die Fähigkeit, in einen Diskurs über das Kino und die Filmkultur einzutreten. Hierzu reichen die Kenntnisse von reinen Filmkonsumenten nicht aus, während ein Cineast den Diskurs durch intelligente, sachkundige Beiträge sogar bereichern kann.

Was macht ein Cineast?

Filme schauen, über Filme sprechen, sich über Filme informieren. Neben diesem klassischen Triptychon (das auch auf einige Filmkonsumenten ohne intellektuellen Anspruch zutrifft) unterscheidet sich der Cineast vor allem dadurch von einem Nicht-Cineasten, dass er in Filmklubs eintritt, an Podiumsdiskussionen teilnimmt oder filmwissenschaftliche Seminare besucht. Das Thema Film berührt ihn somit nicht nur ab und zu, sondern permanent. Manche Cineasten verbringen einen Großteil ihrer Freizeit mit der Interpretation von Filmen, mit dem Lesen von Büchern über Filme sowie mit dem Verfassen von Onlinebeiträgen rund ums Kino. Interessant in diesem Zusammenhang: In einigen Fällen war die leidenschaftliche Beschäftigung mit der Filmkultur sogar der Ausgangspunkt einer großen Karriere als Filmregisseur. So agierte beispielsweise der legendäre französische Regisseur Jean-Luc Godard zunächst als Filmkritiker und Cineast, bevor er selbst damit begann, Filme zu drehen.

Wichtiger Teilbereich der Filmwissenschaft: die Cineastik

Bekommt der Diskurs über das Kino wissenschaftliche Züge, so spricht man von Cineastik. Die Cineastik umfasst unter anderem Methoden wie die Semiotische Filmanalyse, bei der Einzelbilder eines Films als Grundelement eines Systems von Zeichen betrachtet und analysiert werden.