Die Daily Soap - ein duftes Erfolgskonzept mit eigenem Regelwerk

Als ein US-amerikanisches Unternehmen das Konzept der Seifenoper ersann, ahnte niemand, dass es sich zu den beliebten Sendeformaten in Funk und Fernsehen entwickeln würde. Doch woher hat die Soap ihre amüsante Bezeichnung, was macht sie so besonders und warum ist die Produktion für TV-Sender interessant? Das alles und viel mehr erfährst Du hier.

Soap wie Seife - ein Name mit Programm

Tatsächlich ist die Seifenoper nach dem gleichnamigen Waschstück benannt - denn das oben erwähnte Unternehmen war der Putzmittel-Hersteller "Procter & Gamble". Um seine Werbespots interessanter zu machen, umgab er sie mit einer Rahmenhandlung: der Schilderung von Ereignissen in Ma Perkins' Gemischtwarenladen, wo es die beworbenen Produkte zu kaufen gab. Die täglich fortgesponnene Story erfreute sich beim Publikum großer Beliebtheit und wurde immer weiter ausgebaut. Aus anfänglich banalen Kundenbegegnungen erwuchsen Konflikte, die sich zuspitzten und wieder auflösten - ganz ähnlich den Dramen im großen Bühnenwerk Oper.

Vom Radio ins Fernsehen - die Soap bekommt Bilder

Das alles geschah in den 1930er-Jahren und spielte sich im Radio ab, vor dem täglich Millionen von Hausfrauen der Story lauschten. Andere Unternehmen kopierten das Konzept und erhöhten die Zahl der täglich gesendeten Soaps auf über 60. Ein Erfolg, an den TV-Kanäle anzuknüpfen versuchte, indem sie die Idee der Seifenoper übernahmen. Es schaffte jedoch nur eine der vielen Serien, ihre Popularität im neuen Medium zu behaupten: die seit 1937 ausgestrahlte Soap "The Guiding Light" lief ab 1952 über 50 Jahre lang im Fernsehen - und ist damit die älteste und erfolgreichste Seifenoper zugleich. Auch in Deutschland war sie ein Renner; wurde jedoch zu Gunsten einer Eigenproduktion aus dem Programm genommen, der bis heute fortlaufende Daily Soap "Gute Zeiten, schlechte Zeiten".

Die allgemeingültige Rezeptur einer Soap

Die beliebte Vorabend-Serie zeigt sehr deutlich, was alle Vertreter ihres Genres kennzeichnet:

1. Es gibt immer mehrere Handlungsstränge mit leicht versetzten Anfangs- und Endpunkten. Sie haben gewisse Schnittstellen und sind lose miteinander verwoben, weshalb Experten von einer Zopfstruktur bzw. -dramaturgie sprechen.
2. Zuschauende haben immer einen kleinen Informationsvorsprung; d.h. sie wissen oft mehr als die Akteure der Soap. Dadurch verfolgen sie das Geschehen umso gebannter - denn sie wollen wissen, ob es sich tatsächlich so entwickelt wie angenommen.
3. Die Auflösung inszenierter Konflikte folgt erst beim nächsten Sendetermin. In der Regel endet jede Episode der Seifenoper mit einem Cliffhanger, also auf dem Höhepunkt eines zugespitzten Ereignisses.
4. Das Erzähltempo ist sehr gemäßigt. Es gibt weder Zeitsprünge noch Rückblenden; dafür äußern sich die Protagonisten gelegentlich zu zurückliegenden Ereignissen oder den wichtigsten Personenkonstellationen.
5. Soaps entstehen ausschließlich oder zu großen Teilen im Studio, sodass die Produktionskosten gering sind. Im Gegenzug bescheren die Serien dem Fernsehen hohe Werbeeinnahmen, da pro Folge mehrere Spots geschaltet werden dürfen.
6. An jedem Drehtag entstehen 25 Minuten sendefähiges Material, das Zwanzigfache eines Spielfilms. Entsprechend hart ist der Arbeitstag von Soap-Darstellern. Zugleich schulen die hohen Anforderungen sämtliche Basics des Schauspieler-Berufs: Pünktlichkeit, Disziplin, Einsatzbereitschaft, Auswendiglernen, Improvisationsfähigkeit.

Sind Daily Soap und Telenovela das Gleiche?

Das alles weist starke Parallelen zu lateinamerikanischen Telenovelas auf. Doch auch wenn die Begriffe zunehmend synonym verwendet werden, bestehen mehr Unterschiede als Gemeinsamkeiten. Mehr dazu erfährst Du in unserem Wissens-Bereich unter "Telenovela".